Notiz zum Frauentag: Ich muss gar nix.

Gernot Bauer, der sich in Sachen feministischer Auseinandersetzung ja schon ein gewisses Profil erarbeitet hat, fragt in diesem Artikel eingangs, ob man mich als „poor little girl“ bezeichnen darf, weil ich in einer Fernsehsendung etwas nicht genauso gesagt hab wie er sich das erwartet hätte. Die message ist klar – er findet ich bin eins. Oje.

Weil ich ja jetzt Abgeordnete bin, wird von mir Demut erwartet. Dass ich in einem Tweet das Wort „Sauhaufen“ verwende, geziemt sich nicht. Mails und Tweets die zum Inhalt haben, wie ich mich als Grüne, als Abgeordnete, als Politikerin, als Junge, als Frau, als jemand der in der Öffentlichkeit steht, zu verhalten habe, gibt es viele. Darunter nicht wenige von (Top)Journalisten (mind the missing _innen). Ich behaupte: gegenüber Älteren, und insbesondere Männern würden sie nicht auf die Idee kommen, Tadelungen und Vorschreibungen so zu äußern. Auch so manche Parteikollegen (auch hier, Frauen verhalten sich ganz anders), wollen mir mit vermeintlich gutem Rat zur Seite stehen – ernst gemeintes Feedback ist das allerdings selten. Offensichtlich ist es schwer zu ertragen, dass eine 28-jährige Frau eigene Vorstellungen von ihrem Job hat.

Beliebtes Thema derzeit: die Jungen im Parlament und die Frage nach ihrer Angepasstheit. Ich kann die Sehnsucht nach Politiker_innen, die unkonventionell sind, sehr gut verstehen. Aber die Indikatoren die zur Beurteilung herangezogen werden, halte ich für die falschen. Julian Schmids Kapuzenpulli – seriously? Dass ich auf Twitter bin und auch mal gehörig schimpfe? Bei wievielen Abstimmungen wir schon dagegen gestimmt haben? Wir sind gerade mal im dritten Monat dieser Gesetzgebungsperiode. Wir sind Politiker_innen, und relevant sollte sein, wo wir politisch stehen und wofür wir kämpfen. Der Standard tut ein solches Politikverständnis als angepasst ab (“wie ein Politprofi”) – klar. Meine rhetorische Frage, ob ich jetzt den Punk ins Parlament tragen soll, drückt aus, was mich nervt an dieser Debatte: was wollt ihr denn hören? Weil ich die – immer unterschiedliche! – Erwartungshaltung nicht erfülle, bin ich also angepasst (oder eben rebellisch). Der Anforderungskatalog für Jungpolitiker_innen ist sehr lang und sehr widersprüchlich. Ich werde gar nicht versuchen, ihn zu erfüllen. Denn ich will eigentlich nur eines, und das hat mit jung gar nix zu tun – gescheite Politik machen.

Heute ist Internationaler Frauentag, da passt es ganz gut mal zu sagen: Leute, ich muss gar nix. Ich bin nicht wie ihr mich haben wollt, und so gedenke ich auch zu bleiben.