„Sex in Wien“ – Jugendliche müssen draußen bleiben

csm_sex_in_wien_pressefoto_01_d2ebec4597

Gestern hat die Ausstellung „Sex in Wien. Lust. Kontrolle. Ungehorsam“ im Wien Museum eröffnet. Gemeinsam mit QWIEN, dem Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte werden die Sexpolitiken, Moralvorstellungen, Verbote und erkämpfte Freiheiten seit dem 19. Jahrhundert bis heute dargestellt.

Die Ausstellung ist erst ab 18 Jahren zugänglich – und das halte ich für absolut falsch. Argumentiert wird diese Beschränkung mit dem Jugendschutz, denn in der Ausstellung gibt es pornografische Darstellungen.

Sex zu haben ist legal ab 14 Jahren. Aber sich damit in einer Ausstellung zu beschäftigen soll erst ab 18 erlaubt sein? Das ist absurd.

Pornografie ist im Netz für alle und in allen Facetten verfügbar, von soft bis hardcore, in (behauptet) „frauenfreundlich“ bis offen gewaltverherrlichend. Sex wird in allen Jugend-, Frauen- und Männermagazinen besprochen – und zwar nicht in einer offenen, nicht-normierenden Form. Mädchen- und Frauenmagazine geben Tipps dazu wie frau sich auf dem Bett drapieren soll um die angeblich unvorteilhafte Figur bestmöglich darzustellen. Listen was Männer beim Sex angeblich gar nicht mögen und was Frauen tun sollen um ihnen zu gefallen. Dass Frauen auch lesbisch sein könnten kommt in solchen Magazinen nie als Norm vor. Männermagazine reproduzieren Bilder vom starken, durchtrainierten, toughen Mann, und auch für ihn gibt’s Tipps zum „länger können“ und ähnlichen Performance-Vorstellungen.

Sexuelle Aufklärung und das Durchbrechen aller möglichen Normvorstellungen dazu, wie Körper auszuschauen und sexuelle Akte abzulaufen haben sind zentral für die Entwicklung eines gesunden Verhältnisses zur eigenen Sexualität. Das betrifft alle Geschlechter gleichermaßen, und ist seit Jahrzehnten Inhalt feministischer Politik.

Und genau dazu kann eine solche Ausstellung einen wichtigen Beitrag leisten. Sie ermöglicht Diskussion darüber was schon war, zeigt auf wie Normen und Beschränkungen entstehen und fördert einen offeneren Umgang. Alle sollen ihre eigene Sexualität finden und entwickeln können ohne Angst haben zu müssen, nicht normal zu sein. Dieser Prozess beginnt nicht erst mit 18 Jahren, sondern viel früher.

Die Ausstellung wirbt damit, dass Wien gar nicht so prüde war wie zugeschrieben wird. Die Stadt war im vergangenen Jahrhundert sogar Vorreiterin was sexuelle Befreiung betrifft. Die Altersbeschränkung zeigt deutlich, dass der offene Zugang wohl tatsächlich nur in der Vergangenheit galt.